Mehring, Sachbücher, Die Tragödie der chinesischen Revolution (Deutsch, Trotzki Isaacs, Harold R., 2016)
29,90 €
Die zweite chinesische Revolution der Jahre 1925 bis 1927 - die erste hatte 1911/1912 die Mandschu-Dynastie gestürzt - zählt zu den prägenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts, die bis heute nachwirken. Trotzdem ist sie einem breiteren Publikum so gut wie unbekannt. Grund ist, dass weder die imperialistischen Großmächte, deren Schützling Chiang Kai-shek unter Arbeitern und Bauern ein Blutbad anrichtete, noch die stalinistische Bürokratie in Moskau, die die chinesische Kommunistische Partei in eine Katastrophe trieb, ein Interesse daran hatten, das Geschehen historisch aufzuarbeiten. Auch das Regime Mao Zedongs, das 1949 in der dritten chinesischen Revolution an die Macht gelangte, sah keinen Anlass, seine eigene kompromittierende Vergangenheit einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Dasselbe gilt für seine Erben, die heute die chinesischen Arbeiter ähnlich brutal unterdrücken wie damals Chiang Kai-shek.Harald Isaacs "Tragödie der chinesischen Revolution" schließt diese historische Lücke. 1938 erstmals in englischer Sprache veröffentlicht, bleibt das Buch bis heute die wohl beste Darstellung und Analyse der zweiten chinesischen Revolution.Isaacs ging "als Revolutionär" an sein Thema heran, wie Leo Trotzki im Vorwort zur englischen Erstausgabe schrieb, das wir auch der deutschen Ausgabe voranstellen. Trotzki erklärt auch, weshalb dies nicht im Widerspruch zu einer gewissenhaften, objektiven Darstellung steht, sondern vielmehr deren Voraussetzung ist.Der 1910 in New York geborene Isaacs kannte das Land, über das er schrieb, trotz seiner Jugend sehr genau. Nach dem Studium an der Columbia-Universität war er im Alter von 21 Jahren als Journalist nach China gegangen, wo er Teile des Landes bereiste und über fünf Jahre blieb. Die Empörung über die fürchterliche Armut und Unterdrückung, unter der die große Mehrheit der Bevölkerung lebte, brachte ihn in Kontakt mit der Kommunistischen Partei, die im Untergrund operierte. 1932 gründete er in Shanghai die englischsprachige, der Kommunistischen Partei nahestehende Wochenzeitung "The China Forum". Aufgrund seiner Beschäftigung mit der chinesischen Geschichte sah Isaacs die Politik der stalinistischen KP zunehmend kritisch. Anfang 1934 brach er mit ihr, schloss sich den chinesischen Trotzkisten an und ging nach Peking, wo er die Arbeit an der "Tragödie der chinesischen Revolution" begann. Mit Unterstützung einiger Sympathisanten sammelte und übersetzte er dafür hunderte Dokumente, viele aus den versteckten Archiven von Revolutionsteilnehmern.1935 kehrte Isaacs in die USA zurück. Auf dem Rückweg führte er in Europa Diskussionen mit Leo Trotzki, mit dem er auch anschließend in brieflichem Kontakt blieb. Trotzki verfolgte die Arbeit an Isaacs Buch und gab Anregungen und Änderungsvorschläge. Isaacs interviewte auch Henk Sneevliet (Maring), der sich von 1921 bis 1923 als Vertreter der Komintern in China aufgehalten hatte und jetzt in den Niederlanden die Revolutionär-Sozialistische Partei führte, die den Aufruf zur Gründung der Vierten Internationale unterstützt hatte. In den USA schloss sich Isaacs der trotzkistischen Bewegung an und schrieb zeitweise für deren Zeitung "Socialist Appeal".Das Ergebnis von Isaacs mehrjähriger Arbeit ist sowohl eine minutiöse und lebendige Darstellung der Ereignisse in China als auch eine marxistische Analyse der Geschichte und der Klassenstruktur Chinas und der Rolle der verschiedenen gesellschaftlichen Klassen und politischen Parteien in der Revolution. Sie ist vor allem eine verheerende Anklage gegen die stalinistische Führung der Komintern, die die chinesische Revolution ruinierte, indem sie die Kommunistische Partei zwang, sich der bürgerlichen Guomindang unterzuordnen. Sie sollte als Leitfaden zu den umfangreichen Schriften Leo Trotzkis gelesen werden, die die Politik der Komintern unter der Leitung von Stalin und Bucharin einer scharfen Kritik unterziehen und die Theorie der permanenten Revolution, auf deren Grundlage in Russland die Oktoberrevo.
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