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Velbrück, Fachbücher, Methoden der Geisteswissenschaften (Deutsch, 2012)
29,90 €
Aus dem außer- wie innerwissenschaftlichen Blickwinkel werden die Geisteswissenschaften heute oft als mehr oder minder zukunftsunfähige Problemkinder der Aufklärung wahrgenommen. Dieser Wahrnehmung liegen im Wesentlichen zwei Vorannahmen zu Grunde, die allerdings gern im Modus der Diagnose präsentiert werden: Erstens wird bezweifelt, dass es sich bei den Geisteswissenschaften überhaupt um echte Wissenschaften handelt, und zweitens wird ihre Nutzlosigkeit beklagt. Eine bis heute einflussreiche Strategie, den auf den Geisteswissenschaften lastenden Legitimierungsdruck zu mindern, knüpft an die sogenannte "Zwei-Kulturen-These" an, die der Physiker und Romancier Charles Percy Snow im Jahre 1959 formulierte. Dieser These zufolge findet in den modernen Gesellschaften eine Entwicklung statt, in deren Zuge der Einzelne nicht mehr in die Lage versetzt wird, natur- und geisteswissenschaftliches Denken auf harmonische Weise integrieren zu können: Während die Natur- und Ingenieurswissenschaften als Triebkräfte des Fortschritts in der wissenschaftlich-technischen Kultur der Moderne zu gelten hätten, sei die Arbeit der literarisch Gebildeten (literary intellectuals) auf die Sicherung, Kommentierung und Weitergabe der Bestände kultureller Überlieferung gerichtet Neuerdings soll die Rede von der Anwendungsorientierung der Geisteswissenschaften den Nutzlosigkeitsvorwurf entkräften. Betrachtet man allerdings die Praxis, in welcher sich die Semantik dieses Jargons derzeit operationalisiert, so findet man hier stillschweigende Voraussetzungen am Werk, die durchaus kritisch zu reflektieren sind. In diesem Zusammenhang wird immer deutlicher, dass die überkommene Geschichte vom Kampf der Wissenschaftskulturen Naturwissenschaft gegen Geisteswissenschaft die gegenwärtige Situation zunehmend inadäquat beschreibt, ja die eigentliche Problematik sogar verschleiert. Längst geht es nicht mehr um die Unterscheidung zwischen exakter und ungefährer Erkenntnis oder empirischer und begrifflicher Arbeit. Was den Wissenschaftsbetrieb heute vorrangig spaltet, ist vielmehr ein ganz anderes, keineswegs neues, aber erst in den letzten Jahrzehnten immer unverblümter auftretendes Unterscheidungskriterium: Geld erwirtschaftende und Geld vergeudende Wissenschaften. Die Ökonomisierung geistiger Leistungen durchdringt zunehmend die gesamte Sphäre von Forschung und Lehre. Wenn Wissenschaft nicht Drittmittelgebern ausgeliefert werden soll, bedarf sie unter Knappheitsbedingungen auch einer Legitimation, die über die Frage der prinzipiellen ethischen Zulässigkeit ihrer Themen, Methoden und potentiellen Anwendungen hinausgeht. Dass mit Bezug auf das Mantra Erkenntnis als Wert an sich selbst die Frage nach dem Nutzen der Wissenschaft für die Gemeinschaft lange Zeit geradezu tabuisiert war, hat sicher mit dazu beigetragen, dass dieser schließlich über ökonomisch verkürzte Maßstäbe objektiviert werden konnte. Wie man etwa an der Kosmologie und der Evolutionsbiologie sehen kann, erschöpft sich bereits der Nutzen der Naturwissenschaften nicht in der Stützung technischer Praxen sie tragen vielmehr auch zu unserem Weltbild und damit zu unserer kritischen Selbstvergewisserung bei. Gerade das ist auch ein wesentlicher Aspekt des Nutzens geisteswissenschaftlicher Forschung. Geisteswissenschaften stützen die in unserer Gesellschaft verankerten kulturreflexiven und soziopolitischen Praxen.
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