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Velbrück, Sachbücher, Menschenfassungen (Deutsch, Walter Seitter, 2012)
29,80 €
Der erste Teil des Buches, »Erkenntnispolitiken im Abendland«, (re)konstruiert einen historisch-politischen Ü bergang: von der mittelalterlichen Menschenaufzeichnungstechnik namens Heraldik zu einem anders gearteten neuzeitlichen Aufzeichnungssystem. Mit der Heraldik, also dem Wappensystem, haben sich die »besseren« Leute, aber auch alle juristischen Personen, also Herrschaften oder Institutionen, selber bezeichnet: distinguiert und assoziiert. Sie tat es mittels einer luxuriö sen Bilderschrift, die strengen Regeln folgte und doch auch der Erfindung und dem Ü bermut Raum ließ . Obwohl dieses Zeichenwesen die »Oberflä che« des Abendlandes bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beherrschte, wurde sie doch seit der frü hen Neuzeit von einer anderen Aufzeichnungstechnik in Frage gestellt. Und zwar von »oben« wie von »unten«: die monarchischen Obrigkeiten versuchten, die Prä senz und die Ressourcen aller Leute, der namenlosen Vielen wie auch der aufstrebenden Bü rger, aufzuschreiben und schriftlich dingfest zu machen und so ein »Staatswissen«, das seit dem 16. Jahrhundert »Statistik« genannt wurde, zu generieren. Seine Medien sind das Papier und die Schrift, die Liste und die Tabelle. Das Buch geht dem Prozess dieser Wissenserzeugung bis zum spä ten 17. Jahrhundert nach: bis zur Schwelle der Mathematisierung. Es beschä ftigt sich nicht mit den Feinheiten der Wahrscheinlichkeitsrechnung, vielmehr schildert es die groben Machenschaften, die Entscheidungen und die Zwangsmaß nahmen, die nö tig waren, um diese Erfassung ü berhaupt in die Wege zu leiten und durchzusetzen. Auf diese Weise zeigt es, dass die Erfindung und Durchsetzung einer bloß en »Technik«, der es noch dazu um »bloß e« Erkenntnis geht, nicht ohne das auskommt, was man Politik nennt: Machtziele und Machtmittel und ihre Operationalisierung. Hat die historische Fallstudie »empirisch« aufgewiesen, dass Politik auch dort im Spiel ist, wo man sie nicht unbedingt vermutet, so sucht der zweite Teil des Buches unter dem Titel »Erkenntnispolitik als eine Seite des Politischen « theoretisch nachzuweisen, dass das Politische ein anthropologisches Existenzial ist, das aus den menschlichen Angelegenheiten nicht wegzudenken ist, wiewohl man in vielen Epochen der Menschengeschichte versucht hat, es zu verdrä ngen oder gar zu verteufeln. Seit dem 19. Jahrhundert hat man etwa die »Bedü rfnisbefriedigung« zur wichtigsten und angeblich leicht organisierbaren Aufgabenstellung erklä rt - um so etwas wie Politik umgehen zu kö nnen. Die Menschenfassungen zeigen, dass es sinnvoll ist, einen »Begriff des Politischen« zu konstruieren, der sich von der bekannten Formulierung Carl Schmitts absetzt, und unter Heranziehung anderer Theoretiker des 20. Jahrhunderts, insbesondere von Helmuth Plessner und Jacques Lacan, dem Politischen in der Conditio humana einen Platz zuzuweisen. Zum Einsatz gelangen Begriffe wie »Unbestimmtheit und Bestimmungszwang«, »Produktion als Ü berproduktion und Koproduktion«, »Verhaltensweisen und Verhaltensverhä ltnisse«, »Unvermeidlichkeit der Akzidenzien«, »Ö ffentlichkeit zwischen Kontingenz und Ü bermacht«.
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