Chronos, Fachbücher, Die Schweiz und das Russische Reich 18481919 (Deutsch, Peter Collmer, 2004)
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Die europä ische Geschichte kennt wohl kaum zwei unterschiedlichere Staatswesen als den schweizerischen Bundesstaat von 1848 und das Zarenreich. Ganz abgesehen von der nicht vergleichbaren Grö sse und Macht der beiden Lä nder standen sich hier konträ re politische Systeme und Kulturen gegenü ber: Wä hrend die zarische Autokratie ihre Untertanen mit eiserner Hand kontrollierte und nach aussen die Rolle einer europä ischen Fü hrungsmacht spielte, kultivierte die liberale Schweiz eine kleinstaatliche Selbstgenü gsamkeit, die sich fü r Verbesserungen im Innern interessierte und auf eine aktive Aussenpolitik weitgehend verzichten zu kö nnen glaubte. Die Zarenherrschaft erschien den Schweizern als despotisch und rü ckstä ndig umgekehrt sah St. Petersburg in der liberalen Entwicklung der Eidgenossenschaft und besonders in ihrer toleranten Asylpolitik einen gefä hrlichen Ausdruck politischer Dekadenz. Dass die beiden Staaten trotz dieser Gegensä tze rege Beziehungen unterhielten, liegt einerseits in den strategischen Interessen der zarischen Europapolitik begrü ndet andererseits war durch die massenhafte Auswanderung schweizerischer Arbeitskrä fte ins Zarenreich und durch die Anwesenheit zahlreicher, teilweise gewaltbereiter russischer Dissidenten in der Schweiz eine spannungsvolle Wechselseitigkeit gegeben. Die vorliegende Studie skizziert auf der Grundlage umfangreicher schweizerischer und russischer Archivmaterialien den offiziellen Kontakt zwischen Bern und St. Petersburg (bzw. Petrograd) in den Jahren 1848-1919, also von der Grü ndung des schweizerischen Bundesstaates bis zum Abbruch der Beziehungen nach der Oktoberrevolution. Der Autor beleuchtet in vier Kapiteln die institutionellen Voraussetzungen des bilateralen Austauschs, die Krisen der politischen Beziehungen in den Umbruchsjahren um 1848 und 1917 sowie die Entfaltung eines diplomatischen Courant normal in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg. Dabei wird die Sphä re des Politischen in ihrer Wechselwirkung mit sozialen und kulturellen Gegebenheiten betrachtet die Lebensumstä nde der schweizerischen Konsuln im Zarenreich interessieren ebenso wie die spezifischen Loyalitä ten russischer Staatsdiener oder der Zusammenprall gegensä tzlicher Wahrnehmungsmuster. Durch ihre Verortung im internationalen Kontext wird die schweizerisch-russische Verflechtung des 19. und frü hen 20. Jahrhunderts ü berdies als Schauplatz einer europä ischen Gesamtentwicklung verstä ndlich gemacht.
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